Im Rahmen der bestehenden Schulpartnerschaft zwischen der Mittelschule Marktoberdorf und der Hubert Schmid Unternehmensgruppe fand am 13. und 15. Februar ein kleiner Workshop für die 8. Klasse im Hause statt. Organisiert wurde die Veranstaltung vom bfz Marktoberdorf, Berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft gGmbH. Sinn und Zweck des Ganzen ist es, im Rahmen der Berufsorientierung den betreffenden Schülern rechtzeitig vor dem Schulabschluss verschiedene Berufe nahezubringen. Idealerweise gleich direkt am Geschehen, um möglichst realistische Einblicke zu gewährleisten.
Bei Schülern der 7. und 8. Klasse geht es wahrscheinlich noch nicht permanent um die Berufswahl und in diesem jugendlichen Alter von ca. 13 – 14 Jahren wird vieles gehört, aber nicht so sehr Aussagen oder Ratschläge von Erwachsenen. Nichtsdestotrotz - die Überlegungen beginnen langsam und bei aller Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit, mit der sich jeder Einzelne auf den Prüfstand namens „WAS WILL ICH WERDEN“ stellen muss - der Freude am Beruf darf auf keinen Fall zu kurz kommen.
Wie vermittelt man Wissen? Wie macht man eine Sache spannend und interessant? Wir haben uns für einen Workshop entschieden, bei dem die Schüler selbst an 4 Arbeitsstationen verschiedene Materialien bearbeiten und eine beleuchtete Stiftebox anfertigen.
Station 1: Beton
Wenn das vorgegebene Mischungsverhältnis zwischen Beton und Wasser korrekt abgemessen wurde, lässt sich daraus eine homogene Masse anrühren, die in die vorbereitete Form eingefüllt wird. Man muss die Luftbläschen sorgfältig und geduldig herausklopfen und darauf achten, dass es eine ganz gerade Oberfläche gibt, denn sonst steht später alles schief.
Station 2: Holz
Die Kollegen der Zimmerei haben Seiten- und Innenteile bereits zurecht gesägt und Holzsplitter weggeschmirgelt. Die 4 Seitenwände müssen von den Schülern zusammengeleimt, 2 Innenteile zusammengesteckt und eingesetzt werden. Holz ist ein lebendiger Baustoff, die ein oder andere Ecke muss nach dem Leimen noch glattgeschliffen werden. Wenn alles fest ist kommt noch ein Brandzeichen drauf, 2 kleine Löcher zum anschrauben des Blockhalters werden auch noch gebohrt.
Station 3: Metall
Auch hier haben die Kollegen Vorarbeit geleistet und bereits die Werkstücke vorbereitet. Es bleibt aber genug zu tun: die korrekte Position der Bohrlöcher in 2 Richtungen ausmessen, markieren, das Metallstück durchbohren. Unregelmäßigkeiten muß man wegschleifen, das Werkstück in die richtige Position biegen. Das Metallstück ging durch Maschinen und Hände die Abdrücke hinterliessen - es muss poliert werden. Sobald eine gleichmäßige Struktur eingearbeitet ist kommt noch ein Stempel darauf. Dieses Metallstück wird nun an der Holzbox festgeschraubt - sofern denn der Leim schon fest angezogen hat.
Station 4: Licht
Die kleinteiligste Arbeit am ganzen Objekt. Zuerst müssen alle erforderlichen Litzen und Schrumpfschläuche zurechtgeschnitten werden. Ein kleines Trägerstück für den Schalter und die Diode ist vorbereitet, man muss die Teile anstecken und festschrauben, auf Plus- und Minuspole muss man achten.
Litzen müssen an der korrekten Stelle angelötet werden sonst fließt später kein Strom, Millimeterarbeit ist hier zu leisten. Isoliert wird mit Schrumpfschläuchen. Wenn alles funktioniert und sich das Lämpchen ein- und ausschalten lässt, kommt ein Mantel aus Heißkleber zum Schutz drumherum.
Nun ist alles bereit zur Endmontage:
Das Betonstück ist gut getrocknet, in der Gussform gab es eine Aussparung für die Holzbox. Hier geben wir reichlich Heißkleber hinein und drücken die Holzbox fest darauf, damit der Kleber eine gute Verbindung hat und anziehen kann. Der metallene Blockhalter ist bereits an der Holzbox montiert. In die zweite Aussparung wird nun das selbst gefertigte Lämpchen eingesteckt. Fertig ist eine stabile Stiftebox mit Blockhalter und Licht.
Und jeder hat ein eigenes für sich selbst gemacht. Das Interesse war wirklich beeindruckend groß und es hat richtig viel Spaß gemacht, mit den Schülern zusammen die einzelnen Schritte durchzugehen um das Objekt herzustellen. Wenn nun der ein oder andere auf den Geschmack gekommen ist und im Rahmen eines Praktikum noch viel mehr über einen bestimmten Bereich wissen möchte, freuen wir uns sehr auf die Anmeldung. Selbstverständlich ist es auch möglich, im Verlauf mehrerer Ferienwochen verschiedene Berufe kennenzulernen und auszuprobieren.
Manch Mädchen kommt vielleicht auch auf den Geschmack, in einem als „typischer Männerberuf“ abgestempelten Bereich zu arbeiten und eigene Talente oder Interessen zu verwirklichen. Diese Rollenklischees sind längst überholt und wir wünschen allen Schülern den Mut und die Energie, sich für seine eigenen Interessen einzusetzen und in eine Ausbildung zu starten, in der man sich selbst verwirklichen kann. Wir unterstützen euch wo wir können. 14 unterschiedliche Ausbildungsberufe haben wir im Programm, 9 im Handwerk, 5 im kaufmännischen Bereich. Bei 12 davon bieten wir zusätzlich die Möglichkeit eines dualen Studium. Nutze alle deine Chancen in vollen Zügen!
Noch ein paar Denkanstöße für die Überlegungen deiner Zukunftsplanung:
Es gibt sehr viele positiven Seiten an einem Handwerksberuf:
- in Handwerksberufen hast du eine auf Jahre hinaus gesicherte Existenz, du hast eine zukunftssichere Arbeit
- du hast keine Schichtarbeit
- du arbeitest an der frischen Luft
- du arbeitest körperlich und hast zur Unterstützung verschiedene Maschinen an der Hand
- du bist täglich zu Hause und musst keine langen Auslandsaufenthalte in Kauf nehmen
- du arbeitest in der Region und für die Region, hast also eine regionale Wertschöpfung und kannst positiven Einfluß nehmen
- du hast keine eintönige Serienfertigung sondern wirst tagtäglich herausgefordert, kreatives Arbeiten an den Tag zu legen
- du siehst sofort was du geschafft hast, kannst deine geleistete Arbeit betrachten
- du hast coole Kollegen mit Ideen, Einfallsreichtum und Erfindergeist - denn " Handwerker haben immer eine Lösung "
Es gibt auch die unterschiedlichsten Möglichkeiten, dich auf deiner persönlichen Karriereleiter nach oben zu arbeiten:
- hast sehr gute Aufstiegsmöglichkeiten: mit Weiterbildungskursen und/oder Schulungen geht es Stück für Stück voran
- du hast dann die Möglichkeit, in leitender Tätigkeit zu arbeiten (im Bauhandwerk z. B. als Vorarbeiter, Polier oder Bauleiter)
- du hat die Möglichkeit, dich mit einer Ausbildung zum Meister aktiv selbst als Ausbilder für die Jugend einzusetzen